Deutschland, allen voran ländliche Regionen im Osten der Bundesrepublik, hat den Anschluss an die Weltspitze der Internetgeschwindigkeit verloren. Dabei hat sich die Regierung das Thema Breitbandausbau schon seit Jahren auf die Fahne geschrieben: Schon kurz nach seiner Ernennung zum Bundesverkehrsminister im Dezember 2013 hat Alexander Dobrindt, Vorsitzender der CSU-Landesgruppe, darin eines seiner Lieblingsthemen entdeckt. Seitdem gab es zwar Förderungen und Initiativen von staatlicher Seite, im internationalen Vergleich hinkt Deutschland jedoch immer noch hinterher. Das ist vor allem für Unternehmen in Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt ein Ärgernis, wo der Breitbandausbau noch am wenigsten fortgeschritten ist.
Statistisch betrachtet liegt die gesamte Bundesrepublik sowohl in der durchschnittlichen Geschwindigkeit als auch im Glasfaserausbau im internationalen Vergleich weit hinten.
Dass in Deutschland gegenüber Staaten wie Südkorea, Norwegen und Schweden noch so viel Nachholbedarf besteht, hat mehrere Gründe. Zum einen werden trotz Förderungen vom Bund nicht genug Glasfaserkabel verlegt. Während die benötigten Übertragungsraten im Internet kontinuierlich steigen, fehlt es insbesondere im Osten Deutschlands an leistungsstarken Verbindungen von mindestens 30 Mbit/s, wie ein Blick auf den Breitbandatlas vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zeigt.
Wirtschaftliche Folgen
Das ärgert nicht nur Privatpersonen, sondern schadet auch Firmen mit Unternehmenssitz in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Schon jetzt ist das langsame Internet ein Hindernis für Betriebe in diesen Bundesländern, die auf digitale Technologien zurückgreifen müssten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn die fortschreitende Digitalisierung hat Geschäftsmodelle entscheidend verändert. Homeoffice-Angebote würden frischgebackenen Müttern den Wiedereinstieg ermöglichen, moderne Warenwirtschaftssysteme Händlern die Bestandsaufnahme und Logistik im Lager erleichtern und für Unternehmen, die national und global tätig sind, brächte das Auslagern der Daten auf einen virtuellen Server viele Vorteile mit sich. So hätten beispielsweise mehrere Angestellte gleichzeitig Zugriff auf das Netzwerk und es gäbe keine Limitierung beim Speicherplatz.
Notwendige Maßnahmen
All das ist für die meisten Unternehmen jedoch noch Zukunftsmusik. Derzeit spielt Deutschland noch das Lied von der Sahara in Dauerschleife, wenn es um die Surfgeschwindigkeiten geht, die Unternehmen für solche Anwendungen benötigen. Generell werden High-Speed-Verbindungen vor allem im Westen und Südwesten der Republik gebucht, im Osten und Südosten herrschen dagegen langsamere Verbindungen vor. Die großen Tempounterschiede hängen einerseits mit den Präferenzen der Kunden zusammen; andererseits aber auch mit technischen Begrenzungen und hohen Kosten. Denn ein 30-Einwohner-Dorf mit schnellem Internet zu versorgen, ist für Anbieter wie die Telekom komplex und teuer: Rund 70.000 Euro kostet ein Kilometer Glasfaserkabel. Aus Sicht der Unternehmen ist das gerade in entlegenen Ortschaften eine sinnlose Investition. Je länger die Daten jedoch durch Kupferkabelleitungen laufen, desto mehr Geschwindigkeit geht verloren. Der Bau neuer Kabelverzweiger mit Vectoring könnte dieses Problem lösen – noch scheitern solche Pläne jedoch an den Behörden: So dauert es in Sachsen-Anhalt trotz Fördergeldern von 200 Millionen Euro bis zu einem Jahr, bis Förderanträge vom Bund genehmigt sind. Angesichts dessen erscheint es zum jetzigen Zeitpunkt mehr als unwahrscheinlich, dass in Deutschland bis 2018 flächendeckend schnelles Internet verfügbar ist.
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